Montag, 16. September 2013

Wahlkampf

Vergangenes Wochenende schlenderte ich durch die hübsch anzusehenden Straßen einer deutschen Kleinstadt. Die Wege waren gesäumt mit Menschen, Teenager verprassten ihr Taschengeld bei H&M, Wespen tanzten durch die Bäckereien und Mütter in Jogginghosen brüllten ihren Nachwuchs an. Was für ein herrlicher Tag. Nur eine Kleinigkeit störte das ansonsten friedfertige und malerische Bild. Der Wahlkampf.

Wer jetzt auf die üblichen, sinnfreien Wortspiele Moby-Dick und Kapitän Ahab betreffend wartet, den muss ich leider enttäuschen denn es ist durchaus eine ernste Angelegenheit, welche Parteien in den nächsten vier Jahren unser schönes Land näher an den Abgrund führen darf. Noch interessanter fand ich persönlich die Tatsache wie die einzelnen Parteien so kurz vor Toreschluss für Stimmen warben.

Die SPD versuchte meine Gunst mit einer einzelnen Rose zu kaufen, an der ein kleiner Aufkleber für die Partei warb. Freundlich drückte mir die Dame mittleren Alters die Pflanze ungebeten in die Hand. Der Aufkleber ließ sich leicht lösen. Ein gratis Geschenk für die Liebste! Toll! Während ich mich aus Höflichkeit dem Stand der Partei näherte, wurde ich mit allerhand werbeoptimierten Einzeilern bombardiert. Es waren die üblichen platten Sprüche, die von jeder Partei zu hören sind „Wählt uns und jedem geht es besser“, „Die anderen sind viel schlimmer wie wir“ und so weiter. Die Lügen ändern sich nicht.

Ziemlich gewagt hatte sich nur wenige Meter von der SPD die Konkurrenz der CDU breitgemacht. Ein Künstler knotete Ballons nach den Wünschen der meist nicht wahlberechtigten Gäste. Der Sinn darin erschloss sich mir nicht und mein Unmut wuchs als sich der junge Mann, der so fleißig Hunde und Katzen zusammenknotete nicht bereit erklärte mir einen Sternenzerstörer zu basteln. Eine Frechheit! Kein Wunder, das niemand mehr wählen geht!

Positiv überraschte die Piratenpartei. Ganz im Stile der Freibeuter, schenkten die Piraten den Opfern die Ihnen in ihre Netze gingen Schokoladentaler! Ganz meine Kragenweite! 3 Talern konnte ich den Freibeutern nach harten Verhandlungen abringen. Mehr als der 6 jährige vor mir! Voller Stolz über diese Beute ging es weiter zu der Linkspartei. Leider versuchte es diese Partei mit einem Wahlprogramm, Fakten und ernsten Gesprächen. Keinerlei Geschenke ließen mich schnellstens die Flucht ergreifen. Wie kann ich eine Partei, wählen die nicht einmal versucht mich zu bestechen? Wo sind wie denn hier? Im Kommunismus? Unverschämtheit!

Auch die Grünen und die FDP versuchten, mich mit dem Mittel der Kommunikation zu locken. Aber nicht mit mir! Zielsicher wich ich den bohrenden Fragen der Wahlhelfer aus und ergaunerte mir zum krönenden Abschluss noch einen Luftballon und einen Eiskratzer! Von denen kann man schließlich nie genug haben!

Das einzig Frustrierende an diesem erheiternden Spaziergang war die Tatsache, dass keine einzige der werbenden Parteien meine wahrheitsgemäße Aussage, dass ich schon lange per Briefwahl abgestimmt habe für bare Münze nehmen wollte. Was könnten die Politiker und ihre Helfershelfer nur alles Gutes tun, wenn sie einfach zuhören würden?

1 Kommentar:

  1. Guten Abend, schöner Beitrag. Netter Blog. Habe diese Erfahrung auch machen müssen. :-)

    AntwortenLöschen