Dienstag, 30. Juli 2013

Wenn einer eine Reise macht ...
 
 
 
Es war einmal ein junger Mann, der eine weite Reise vor sich hatte. Fast 500 Kilometer trennten ihn von seinem Ziel. Den langen und beschwerlichen Weg, der vor ihm lag, nahm der Mann in einem sehr beliebten Verkehrsmittel auf sich. Der Deutschen Bahn.

An einem Samstag Vormittag, der so heiß war, dass die Medien den „kaum“ genutzten Superlativ „Jahrhundert“ Hitze auspackten – Die selten auftretende „Jahrhundert-Flut“ lässt grüßen – fanden sich mehr Menschen an einem Bahnsteig einer großen deutschen Stadt ein, als es Sitzplätze in dem Gefährt gab. So weit, so schlecht. Als cleverer Vordenker hatte der junge Mann sich natürlich einen Sitzplatz reserviert. Direkt am Fenster. Zugegeben nicht die beste Idee des Reisenden. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Nicht etwa der Fakt, dass die Vorhänge des Abteils eine Lichtdurchlässigkeit von grob geschätzten 90% hatten, nein auch die Gesellschaft ließ stark zu wünschen übrig.

Zu einer Dame mittleren Alters, die sichtbar unter der Hitze litt, gesellten sich 5 Jugendliche, die sich auf 4 Sitzplätze verteilten. Es stellte sich schnell heraus, dass die Jugendlichen nach etwa 2 Stunden Fahrtzeit einen Halt des Zuges zum Ausstieg nutzen würden. Diese Information erlangte der Reisende nicht durch ein Gespräch, sondern durch Schlichtes zuhören, während sich die Jugendlichen, die nur etwa einen halben Meter auseinander saßen anbrüllten. Stolz prahlte das Jungvolk mit dem Mutti aus der Tasche geleiertem Taschengeld. Etwa 50€ pro Nase.

Prinzipiell hatte der junge Reisende nichts gegen die Gesellschaft jüngerer Artgenossen einzuwenden, aber mussten drei von den fünf wirklich jeweils 2 Handys besitzen, wovon einer sogar Eigentümer von zwei aktuellen I-Phones war. Der Zug, dessen Klimaanlage nur teilweise funktionierte (kein Problem bei 35 Grad im Schatten), bahnte sich seinen Weg in Richtung des nächsten Bahnhofs. Die Jugendlichen lachten, schrieben sich gegenseitig SMS und sangen zu ihren Lieblingssongs laut mit.
Plötzlich betrat eine finster dreinblickende Gestalt die Szenerie und das Schicksal der Reisenden aus dem Abteil sollte sich schlagartig und für immer ändern.
„Die Fahrkarten bitte“, bellte die Blondine, deren schlechte Laune offensichtlich war. Die Dame mittleren Alters und der einsame Reisende zeigten brav ihre Fahrausweise. Nun war ein Mädchen in der Gruppe an der Reihe. Stolz zeigte Sie der Schaffnerin ihr kurz vor Fahrtantritt erworbenes schönes Wochenendticket. Siegessicher wandte sich das Mädchen wieder ihren Freuden zu. Die Bahnangestellte würde sich schon melden.
Und das tat Sie schließlic auch.
Das Mädchen las, erkannte aber den Fehler nicht.
Die Zugbegleiterin machte die Jugendlichen auf Ihren Fauxpas aufmerksam.
„Das ist ein IC! Ein Fernverkehrszug!
Das Ticket gilt nur im Nahverkehr!“Während die Blondine auf ihrem tragbaren Computer herumtippte um den fälligen Fahrpreis zu ermitteln stammelten und starrten sich die Jugendlichen an. Keiner wusste rat. Wie konnte das geschehen? Das einst starke Band der Freundschaft bekam erste Risse. Während sich zwei junge Männer darüber sorgen machten was denn ihre Mütter sagen würden war das größte Problem einer brünetten Jugendlichen, wie sie denn jetzt noch shoppen gehen sollte. Schließlich hatte keiner von den 5 ein Konto um Geld abzuheben.
Bange Blicke austauschend betete die Gruppe zu welchem Gott auch immer. Angstvoll blickten die Jugendlichen die Schaffnerin an. Die Sekunden bis die Blondine ihr unheilvolles Urteil sprechen würde schienen endlos.
Dann war der Moment der Wahrheit gekommen.
„Das macht 44€ pro Person.“
Die Jugendlichen schluckten und bezahlten ohne weitere Diskussion.
Als sich die Zugbegleiterin mit Geld aus dem Staub gemacht hatte, kratzte die Gruppe all ihr verbleibendes Geld zusammen.
„Wir haben noch 30,22€“, stellte die Brünette fest.
Zu wenig für ihr Kleid...


Freitag, 26. Juli 2013

                                          Aus dem Leben einer Saftschubse

Melodisch zwitschern die Vögel. Sanft umschmeicheln mich die kraftvollen Strahlen der Sonne. Der Himmel ist frei von Wolken. Ein wunderschöner Morgen. Doch es wird nicht lange so bleiben. Am Horizont bahnt sich ein großes Unheil an. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie verheerend die Plage ausfällt und wie viel Schaden diesmal angerichtet wird. Doch eines ist gewiss: Es wird passieren. Die Rede ist, ihr ahnt es vielleicht von deutschen Mitbürgern im Urlaub im eigenen Land. Was müssen doch die Kreuzzüge für friedliche Feste gewesen sein, im Gegensatz zu dem Unheil, was der gemeine, deutsche Tourist über seine eigene Sippe bringt.

Wo sich der Chinese, ganz gleich das Er sich der Deutschen und englischen Sprache nicht mächtig ist, noch mit Händen und Füßen verständigt. Wo sich der Brite, immer mit einem Nazi Witz auf den Lippen, selbst bei der kleinsten Kleinigkeit artig bedankt so kommuniziert der gemeine Deutsche nur durch fortwährendes Fingerschnippen und Räuspern. Ja, jeder Kellner hört das und nein es ist kein Zufall falls das betreffende Tellertaxi nicht sofort reagiert.

Man stelle sich nur vor, man würde auf dem nächsten Bezirksamt die meist korpulente, mittelalte Dame hinter dem Empfangsschalter mit einem Schnippen begrüßen und Fragen, warum das hier alles so lange dauert, immerhin hat man schon vor zehn Sekunden das Amt betreten. Ich glaube nicht, dass die Dame ihr Kreuzworträtsel aus der Hand legen und freundlich weiterhelfen würde. Diese Idee werde ich mir merken, ausprobieren und davon berichten, falls ich die Begegnung überlege.

Was aber bringt meine germanischen Stammesbrüder und Schwestern dazu im Urlaub schon am frühesten morgen im eigenen Unmut zu baden und dies jeden verfügbaren Mitmenschen spüren zu lassen. Sind wir wirklich so verbohrt und kleinkariert, wie uns der Rest der Welt ohnehin schon sieht? Ich kann das nur mit einem donnernden Ja beantworten.

Die eigene Unzufriedenheit über das laue Liebeleben, den beschissenen Job und die fortschreitende Erkenntnis das Es mit fast 50 Jahren weder zu einer Affäre mit einem Topmodel noch zu einer Karriere voller Weltruhm reicht muss an irgendjemand ausgelassen werden. Für diese Rolle ist der Kellner prädestiniert. Es ist ja auch eine Frechheit, dass Gäste die das erst mal Ihr Frühstück genießen nicht sofort behandelt werden wie der Scheich von Sonstewo. Der würde mit Sicherheit Kaffee bekommen, wenn er nicht grüßt und nur durch Fingerschnippen mit der Außenwelt kommuniziert.

Was zum Teufel ist so schwer daran, bitte und danke zu sagen? Ist das wirklich so viel verlangt? Natürlich betrifft das nicht jeden, aber es ist schon auffällig das gerade meine Landsleute Weltklasse in dieser Disziplin sind.
Eines will ich euch Fingerschnippern, Akkord-Räusperern und Griesgramen mit auf den Weg geben: Umgangsformen, auch am frühen Morgen, bringen euch weiter. Denn, wenn der nächste Kellner verschwindet, um euch " eine frische Kanne Kaffee " zu holen und euer Kaffee dann nach Spucke schmeckt, regt euch bloß nicht auf! Es könnte auch eine ganz andere Körperflüssigkeit sein!

Mittwoch, 24. Juli 2013

                                                 Jeden Tag das gleiche Spiel

"Ey Tussi: Ich reit dich später ein, erst mal setz ich ´nen Obama ins weiße Haus", grunzte der hagere, junge Mann dessen zwei Nummern zu großes "Thug Life" T-Shirt majestätisch aus der viel zu großen Jeans Hose hervorlugte seiner unnatürlich gebräunten Begleiterin zu. Diese, offenbar an den Jargon gewöhnt, nickte freudig und trollte sich aus der Szenerie. Zufrieden mit sich, der Welt und ohne seine durchaus ansehnliche dahinstolzierende Gesprächspartnerin eines weiteren Blickes zu würdigen griff der junge Mann zu seinem Handy um die Wartezeit bis zum Eintreffen der nächsten S-Bahn zu verkürzen.

Zu meinem Eigenen missfallen spielte sich die Szene genau neben mir ab was mich, ohnehin schon übelster Laune, dazu nötigte ein paar Meter Sicherheitsabstand zwischen dieses Subjekt und mich zu bringen nicht aber ohne auf meiner kurzen Flucht mit anhören zu müssen wie der junge Mann irgendjemand fortwährend wahlweise als Alter, Digga oder Atze bezeichnete.
Zum Himmel betend, die verdammte S-Bahn möge endlich kommen, erschien der rote Viehtransport tatsächlich pünktlich am Horizont. Darauf bedacht nicht einmal im selben Waggon wie der noch immer telefonierende Typ einzusteigen, beschloss ich gleich neben der Tür zu warten, um möglichst schnell fliehen zu können. Auf der anderen Seite waren es ja nur zwei Stationen, bis ich umsteigen musste, was sollte schon passieren?

Leider etwas das meine Laune noch weiter sinken ließ.
Da sich niemand direkt neben mir befand, ließ ich mich zu einem zufriedenen Lächeln hinreißen. Endlich ein wenig ruhe. Natürlich hatte ich mich zu früh gefreut. Als der erlösende Piepton verkündete das sich die Türen der S-Bahn schließen und die Bahn endlich weiterfahren würde schlüpfte ein Mitt Dreißiger zwischen den sich viel zu langsam schließenden Türen hindurch. Er empfand den Platz mir direkt gegenüber offenbar als passend und verweilte dort. Fürs Erste um ein wenig Luft zu schnappen. Gedanklich fluchte und schimpfte ich und nahm mir vor der städtischen S-Bahn Gesellschaft einen Brief zu schreiben mit der Bitte die Waggon Türen mit etwa 80 Km/h schließen zu lassen. Dann wäre das alles nicht passiert.
Als ich mein Gesicht in die Biografie von George Best, Gott hab ihn selig, vergrub, hörte ich , wie der noch immer schnaufende Mann, sich selbst lobend und motivierend, zum Telefon griff.  Er war wichtig. Nicht etwa sein Anzug, dessen fehlende Manschettenknöpfe und das sichtbare Angelo Litrico Schild auf einen C&A Stammkunden hinwiesen ließen mich das vermuten, nein seine Art und Weise, wie er telefonierte. Bestimmt donnerte der Anzugträger in die Sprechmuschel, dass er einen Herrn Spechthuber sprechen muss, es wäre dringend, denn es handele sich um "die Sache".

Während der Mann, für jeden in dem nach schweiß und Bier stinkenden Wagen hörbar, mit seinem offensichtlichen Vorgesetzten sprach und ihm während der Unterhaltung die Gesichtszüge immer mehr entglitten, stellte sich mit unvermeidlich die Frage: Was ist nur los mit diesem verdammten Planeten?

Wenig später stieg ich an einem Verkehrsknotenpunkt aus, um mich von der S-Bahn in die nächste U-Bahn zu schleppen. Hurra. Mein alltäglicher Versuch eine Einstiegsluke mit möglichst wenig Mitfahrern zu ergattern gelang mir diesmal erstaunlich gut. Leider war meine Freude nur von kurzer Dauer. Während ich meine Kopfhörer aufsetzte und die passende Musik auf meinem viel zu alten MP3 Player einstellte, hielt der Zug schon an der nächsten Station. Vier Jugendliche betraten grunzend und grölend den Waggon. Warum auch nicht? Das hatte mir zu meinem Reiseglück noch gefehlt! Selbstredend nahmen die Kiddies auf einem Vierer Sitzplatz genau hinter mir Platz. Nicht dass es nötig gewesen wäre. Die musikalischen Meisterwerke von Rappern wie MC Gangbang und Grandmaster Vollidiot waren ohnehin im ganzen Zug zu hören. Es sei den Jugendlichen verziehen. Woher sollen sie auch benehmen haben, wenn die Alten Flaschen sammeln um sich etwas zum Hartz-4 dazuzuverdienen?

Während die Musik der Gruppe meine eigene selbst auf der höchstmöglichen Lautstärke mühelos übertönte versuchte ich die Schimpfwörter in einem der gespielten Lieder zu zählen. Innerhalb von etwas mehr als drei Minuten schaffte es der Künstler auf die stolze Anzahl von 28. Nicht schlecht. Ich brauche dafür 90 Minuten und ein Spiel meiner Lieblingsmannschaft. Urplötzlich unterbrach ein Aufschrei den Lärm. Einer der vier Jugendlichen erhielt einen Anruf. Seine Freundin.

Während er mit seiner Herzensdame telefonierte, drehte sich der Junge, der genau hinter mi saß zu mir und fragte mich "ob ich vielleicht mal meine scheiß Musik ausmachen könnte"

Es lief Stairway to Heaven.

Das war zu viel.
Hallo und Willkommen!

Das Internet gibt jedem Verrückten die Möglichkeit sich auszubreiten, so auch mir. Toll! Oder nicht?
Mein bescheidener Blog handelt von den Dingen, die ich erlebe, erlebt habe und wie sehr mich viele Dinge auf Gottes grüner Erde irritieren.

Also: Habt Spaß und lest fleißig. Feedback jeglicher Art ist gern gesehen.



P.S. Wie so viele Dinge sind auch meine gesitigen Ergüsse Urheberrechtlich geschützt.